Verbände Elektrotechnik: Struktur und Einfluss
Facility Management: Elektrotechnik » Strategie » Glossar » Verbände

Verbände für Elektrotechnik
Elektrotechnik spielt im deutschen Facility Management eine zentrale Rolle: Gebäudebetreiber müssen elektrische Anlagen sicher, effizient und gesetzeskonform betreiben. Zahlreiche Vorschriften – von DIN-VDE-Normen bis zur DGUV Vorschrift 3 für elektrische Sicherheitsprüfungen – verlangen spezialisiertes Know-how. Fachverbände bieten FM-Abteilungen hierbei wertvolle Unterstützung. Sie entwickeln praxisnahe Richtlinien, schulen Personal und interpretieren komplizierte Regelwerke. Im Folgenden werden fünf bedeutende deutsche Verbände vorgestellt, die FM-Verantwortliche im Bereich Elektrotechnik wirksam unterstützen.
VDE – Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik e.V.
Der VDE ist eine der größten technologischen Organisationen Europas und steht seit über 130 Jahren für Innovation in der Elektrotechnik. Als einzigartiger Verbund vereint der VDE Wissenschaft, Normung, Prüfung, Zertifizierung und Anwendungsberatung unter einem Dach. Das VDE-Prüfzeichen gilt dabei seit Jahrzehnten als Synonym für höchste Sicherheitsstandards in der elektrischen Ausrüstung. Zudem engagiert sich der VDE in der Förderung des Nachwuchses und bietet ein umfangreiches Weiterbildungsangebot „on the job“ für Fachkräfte. Durch sein Netzwerk aus über 100.000 Experten und 1.500 Unternehmen gestaltet der VDE technische Fortschritte aktiv mit, was auch dem Facility Management zugutekommt.
Rolle im FM:
Prägt maßgeblich die technischen Regeln (DIN-VDE-Normen) für den sicheren Betrieb elektrischer Anlagen in Gebäuden.
Unterstützung für FM-Abteilungen:
Stellt praxisnahe Normen und Richtlinien bereit – etwa Vorgaben wie DIN VDE 0100 für Installationen und DIN VDE 0105-100 für Wiederholungsprüfungen –, die FM-Verantwortliche als Grundlage für einen rechtskonformen und sicheren Betrieb nutzen.
Zertifiziert Elektroprodukte und Anlagen mit dem VDE-Prüfzeichen, das als Garant geprüfter Sicherheit dient und FM-Abteilungen bei der Auswahl sicherer Betriebsmittel Orientierung gibt.
Organisiert Fachveranstaltungen, Schulungen und ein Expertennetzwerk, durch die sich Facility Manager zu aktuellen Vorschriften, Sicherheitsthemen und neuen Technologien fortbilden und austauschen können.
Webseite: VDE e.V.
ZVEH – Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke
Der ZVEH vertritt als Bundesverband die Interessen des deutschen Elektrohandwerks. Er bündelt die Anliegen von über 50.000 Innungsbetrieben der Elektro- und Informationstechnischen Handwerke und setzt sich auf nationaler sowie europäischer Ebene für deren Belange ein. Schwerpunkte sind u.a. Öffentlichkeitsarbeit und Branchenmarketing – z.B. mit der E-Marke als Qualitätszeichen – sowie die Sicherung hoher Standards in Aus- und Weiterbildung. Der Verband fördert innovative Techniken (etwa Smart Home und Energieeffizienz) im Handwerk und stellt ein breites Service-Angebot bereit, das den Mitgliedsbetrieben die Betriebsführung erleichtert. Durch diese Aktivitäten trägt der ZVEH auch zu einem zuverlässigen und modernen elektrotechnischen Gebäudebetrieb im FM bei.
Rolle im FM:
Fördert eine einheitliche Sicherheitskultur in der Elektrotechnik – etwa durch das Prüfsiegel E-CHECK für regelmäßige Anlagenprüfungen und Kooperationen mit der Unfallversicherung (BG ETEM), um Stromunfälle im Gebäudebetrieb zu reduzieren.
Unterstützung für FM-Abteilungen:
Bietet mit dem E-CHECK ein standardisiertes Prüfverfahren, durch das FM-Teams den ordnungsgemäßen Zustand ihrer Elektroinstallationen nach geltenden VDE-Normen überprüfen und dokumentieren lassen können. Qualifizierte Innungsfachbetriebe führen diese normgerechte Prüfung durch und bestätigen einwandfreie Anlagen mit einer Prüfplakette und detailliertem Protokoll.
Informiert und berät zu technischen Regeln: Über eigene Fachgremien (Bereiche Technik und Normung) bereitet der ZVEH komplexe Vorschriften verständlich auf und gibt seinen Mitgliedern – zu denen auch viele FM-Dienstleister zählen – Handlungshilfen für die praktische Umsetzung. So werden z.B. Änderungen in DIN/VDE-Normen oder in der VDE-Schriftenreihe zeitnah kommuniziert.
Organisiert Weiterbildungen über die verbandseigene E-Akademie und andere Schulungsstätten, um die Fachkompetenz der Elektrofachkräfte hochzuhalten. Davon profitieren auch FM-Abteilungen, die ihr eigenes Elektropersonal schulen oder auf geschulte externe Dienstleister zurückgreifen – alle lernen die neuesten technischen Entwicklungen und Sicherheitsvorschriften kennen.
ZVEI – Verband der Elektro- und Digitalindustrie
Der ZVEI e.V. vertritt die wirtschafts-, technologie- und umweltpolitischen Interessen von rund 1.600 Unternehmen der deutschen Elektro- und Digitalindustrie. Mit über 900.000 Beschäftigten in Deutschland ist diese Branche eine der größten des Landes und umfasst ein breites Spektrum von Automatisierungs- und Energietechnik bis Gebäude- und Lichttechnik. Als Industrieverband engagiert sich der ZVEI intensiv in der Mitgestaltung von gesetzlichen Rahmenbedingungen und Normung – er ist z.B. im BDI und europäischen Fachgremien vertreten. Gleichzeitig treibt der Verband Innovationen voran und fördert den Austausch zwischen Herstellern, Forschung und Anwendern. Zukunftsthemen wie Smart Building, All-Electric-Society (die Vision einer voll elektrifizierten Gesellschaft) oder Energieeffizienz im Gebäudebetrieb werden vom ZVEI aktiv begleitet.
Rolle im FM:
Treibt technologische Entwicklungen und Standards rund um die Gebäudeautomation, Energieversorgung und Digitalisierung voran – relevante Felder sind u.a. Smart Building & Home, Energie & Klimaschutz sowie Gebäudetechnologien & Licht, in denen der ZVEI spezielle Fachbereiche unterhält. Diese Impulse bestimmen mit, welche Lösungen Facility Manager künftig einsetzen (z.B. bei Ladeinfrastruktur, IoT-Sensorik oder intelligenten Energiesystemen).
Unterstützung für FM-Abteilungen:
Erstellt Leitfäden und Informationsportale für Anwender. Zum Beispiel betreibt der ZVEI mit licht.de eine Brancheninitiative, die Planer und Betreiber über moderne Beleuchtungslösungen informiert und relevante Richtlinien sowie Normen für professionelle Lichttechnik aufbereitet. In der zugehörigen Schriftenreihe licht.wissen veröffentlicht der Verband praxisnahe Hefte zu Beleuchtungsthemen (z.B. Beleuchtung in Büros, Museen, Schulen).
Beteiligung an Normung und Standards: Die Experten des ZVEI wirken in zahlreichen Normungsgremien mit – etwa bei der deutschen DKE (Normen für Elektrotechnik) oder europäischen Plattformen – und bringen dort praxisgerechte Anforderungen ein. Dadurch fließt die Sicht der Betreiber und Hersteller in Regeln ein, die für FM wichtig sind (z.B. Normen zur Elektromobilität in Gebäuden oder Standards für Gebäudesystemtechnik).
Fördert den Wissensaustausch durch Netzwerke und Weiterbildung. Der Verband richtet Fachkongresse und Arbeitskreise aus, in denen FM-Verantwortliche und technische Experten ins Gespräch kommen. Zudem bietet die ZVEI-Akademie Seminare an, in denen u.a. Kenntnisse zu neuen Technologien, rechtlichen Vorgaben oder Cybersecurity vermittelt werden – auch Themen, die für technische Facility Manager zunehmend relevant sind.
Webseite: ZVEI
BG ETEM – Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse
Die BG ETEM ist die zuständige gesetzliche Unfallversicherung für Unternehmen der Elektrobranche und angrenzender Sektoren. Ihr zentrales Ziel ist es, Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren durch Prävention zu verhindern. Für Facility Manager ist die BG ETEM besonders im Bereich Elektrosicherheit relevant: Sie erlässt verbindliche Unfallverhütungsvorschriften (z.B. DGUV Vorschrift 3 „Elektrische Anlagen und Betriebsmittel“), welche die Prüfpflichten und Sicherheitsregeln im Umgang mit Elektrizität festlegen. Diese Vorschriften – etwa die Pflicht, ortsfeste elektrische Anlagen regelmäßig durch eine Elektrofachkraft prüfen zu lassen – müssen im FM-Alltag strikt erfüllt werden. Die BG ETEM unterstützt dabei durch Beratung, Schulung und Informationsmaterial. So unterhält sie eigene Bildungszentren für Arbeitssicherheit, veröffentlicht die Fachzeitschrift etem und bietet Unternehmern wie Beschäftigten praxisnahe Medien und Hilfsmittel zur Unfallprävention an.
Rolle im FM:
Legt als Unfallversicherungsträger die maßgeblichen Sicherheitsregeln und Prüfvorgaben für den elektrotechnischen Betrieb fest. Beispielsweise schreibt die DGUV V3 regelmäßige Prüfungen aller elektrischen Anlagen und Betriebsmittel durch befähigtes Personal vor und definiert Prüfintervalle sowie -umfang verbindlich. FM-Abteilungen müssen diese Standards einhalten, um ihrer Betreiberverantwortung und dem Arbeitsschutz gerecht zu werden.
Unterstützung für FM-Abteilungen:
Erlässt detaillierte Regelwerke und Handlungshilfen: Durch die DGUV-Vorschriften und erläuternde Durchführungsanweisungen erhalten Facility Manager klare Vorgaben, wie elektrische Arbeitsmittel sicher zu betreiben und zu prüfen sind. Ergänzend publiziert die BG ETEM Merkblätter und Checklisten (z.B. zu Gefährdungsbeurteilungen oder zum Prüfen ortsveränderlicher Geräte), die direkt im Betriebsalltag eingesetzt werden können.
Schult Führungskräfte und Elektrofachkräfte in Elektrosicherheit. Die BG ETEM bietet Seminare und Unterweisungshilfen an, um für die Gefahren des Stroms zu sensibilisieren – z.B. werden die lebenswichtigen „5 Sicherheitsregeln“ in Kooperation mit dem ZVEH aktiv vermittelt. Ein aktuelles Beispiel ist ein kompakter Leitfaden für Vorgesetzte, der zeigt, wie Sicherheitsunterweisungen effektiv durchzuführen sind. Solche Schulungen sorgen dafür, dass FM-Teams stets über neueste Sicherheitsstandards informiert sind.
Stellt Hilfsmittel und Beratung bereit: Um insbesondere kleinere Betriebe zu unterstützen, hat die BG ETEM etwa eine App für die einfache Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen entwickelt. Zudem können sich FM-Verantwortliche direkt an Präventionsberater der BG wenden, die bei spezifischen Fragen – z.B. zur Auslegung von Vorschriften oder bei der Unfalluntersuchung – mit Expertise zur Seite stehen. Diese Unterstützung hilft, elektrische Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.
Webseite: BG ETEM